Heidesukzession – es geht voran
Am 1. Mai – passend zum Beginn der Vegetation – sind die Ziegen eingetroffen. Sie haben bisher in Netra, einem Ortsteil der Gemeinde Ringgau in der hessischen Schweiz, gelebt und waren dort in der Landschaftspflege aktiv.
Und hier ein kleines Portrait unserer neuen Dauergäste mit Vollpension:
Die Große ist eine Kreuzung aus Nera Verzasca und Rove Ziege. Die Nera (=schwarz) Vercasca Ziege stammt aus dem Schweizer Tessin und gilt als die robusteste Ziegenrasse. Die Rove Ziege ist eine Rasse, die im Süden Frankreichs mit der kargen Vegetation der provencalischen Alpen zurechtkommen muss und sich durch Robustheit und Trittsicherheit auszeichnet.
Unsere wurde, obwohl die Lieblingsziege des Eigentümerehepaares oder vielleicht gerade deshalb, abgegeben, weil sie zwar sehr menschenbezogen ist, aber die schlechte Angewohnheit hat, über die gängigen Elektrozäune zu springen. Aus diesem Grund hätte sie mit ihrem Lamm den Sommer mehr oder weniger allein im Stall verbringen müssen. Sie führt ein Bocklamm, das früh im März geboren wurde und uns allen riesige Freude mit seinen (natürlich) Bocksprüngen macht. Sein Vater ist ein Rove Bock mit imposanten Hörnern.
Die Schwarze ist eine reine Nera Verzasca Ziege, die im Moment noch sehr scheu und nur selten zu sehen ist. Sie kümmert sich liebevoll um ein Ende März geborenes helles Zicklein – eine Halbschwester des braunen Böckchens. Sie wurde abgegeben, weil sie beim Umtreiben dazu neigte, sich immer eigene Wege zu suchen, so dass es immer mit einem höheren Aufwand verbunden war, wenn die Herde zu einer neuen Futterstelle getrieben wurde.
Wir haben es also hier mit Individualisten zu tun, die sich nicht scheuen, neue Wege zu gehen – was könnte es Passenderes für uns Naturfreunde geben. Neudeutsch also eine echte Win-Win Situation.
Jetzt werden wir beobachten, wie sie mit ihrem neuen Zuhause zurechtkommen, versuchen, sie an uns zu gewöhnen und hoffen, dass sie mit unserem Plan, die Waldvegetation in eine Heidewiese zu verwandeln auch einverstanden sind und mitspielen. Dies wird sicher einige Jahre dauern und uns interessante Einblicke in die Wandlungsfähigkeit von Landschaften durch die Veränderung einzelner biologischer Voraussetzungen geben.
Eine Bitte an alle, die lange Freude an den Ziegen haben möchten: Die Nahrung der Ziegen besteht aus Gräsern, Blättern, jungen, noch nicht verholzten Trieben und Rinde! Alles, was wir von uns dazu füttern dient einzig dem Zweck, eventuelle Lücken im Nahrungsangebot zu schließen und die Ziegen an die mit ihrer Pflege betrauten Personen zu gewöhnen – um im Fall von Krankheiten oder Behandlungen leichteren Zugang zu den Tieren zu haben. Daher bitte Futterspenden unbedingt in den dafür vorgesehenen Spendeneimer (ist am Telefonmast oben befestigt) geben und nichts direkt verfüttern! Um zu verhindern, dass sich die Tiere mit Kopf oder Hörnern im Zaun verfangen ist von innen ein Elektrozaun angebracht – durch das Anlocken mit Futter steigt die Gefahr von Stromschlägen für die Tiere.